Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx hat sich mit der Zeit vor und nach der Corona-Pandemie beschäftigt und glaubt an eine neue Realität statt der Rückkehr zur früheren Normalität.
“Die Krise als Chance” – eine oft zitierte Phrase, die gerne im privaten Bereich aber auch in der Berufswelt gebraucht wird. Für Zukunftsforscher Matthias Horx kann eine Krise aber erst zu einer Chance werden, wenn die Krise zu einem Wechsel führt und nicht, wenn die Krise nur ein Einbruch (z.B. bei Produktionszahlen, Umsätzen oder auch in persönlichen Beziehungen) ist, den es zu überwinden gilt. Der Forscher stellt die unterschiedlichen Formen von Krisen vor, eine Möglichkeit, die Tiefenkrise, die wir seit März 2020 in allen Facetten kennengelernt haben, greift in alle Lebensbereiche ein und führt zu Verwerfungen.
Menschen müssen in Zukunft offen für Neues sein und nicht nach einer Krise sofort wieder in alte Strukturen zurückfallen. Wichtig ist, dass man aus den Erfahrungen lernt und daraus Schlüsse zieht. Man muss in neuen Situationen neu reagieren und sich selbst neu erfinden um zu profitieren. Zu einem Wechsel kommt es durch Entscheidungen, die man in normalen Zeiten nicht trifft, die man zuvor aufgrund der möglichen Folgen meidet.
Es muss in einer Krise zu einer Neuorientierung kommen. Im unternehmerischen Sinn heißt das, dass man die Sinn-Frage von Produkten und Dienstleistungen stellen muss und nicht, wie man den Markt erobern oder Umsätze steigern kann. Diesen Ansatz nennt Horx die Re-Gnose statt einer Prognose.
Das heißt, dass man quasi aus der Zukunft zurück auf das Heute blickt. Durch diesen Ansatz haben wir die Möglichkeit neue Chancen zu erkennen und entdecken. Dazu muss man kein Zukunftsforscher sein. Das kann jeder vorstellen und gestalten.
Hier https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/zukunftsreport/das-prinzip-regnose/ erläutert Horx den Unterschied zwischen Prognose und Re-Gnose.
Doch was wird laut Horx bleiben?
Aus unserer Sicht besonders interessant sind natürlich die Schlüsse, die Horx über die Arbeitswelt zieht. Diese wurde im März binnen weniger Tage auf den Kopf gestellt und brachte für viele Menschen auf der einen Seite Angst aber auf der anderen Seite auch Erkenntnisse. Nach einer anfänglichen Rückkehr in Büros glaubt Horx, dass wir darauf besinnen werden, wie viel Zeit wir uns ersparen, wenn wir im Home Office sind. Statt der täglichen Pendelzeit kann man diese Zeit anders nutzen. Berufliches Reisen wird sich ebenfalls verändern. Videokonferenzen können lästige Businesstrips zum großen Teil ersetzen.
Es wird zukünftig zu eine höhere berufliche Flexibiltät und Autonomie quer durch alle Berufsgruppen geben. Autobauer haben in der Krise reagiert und Schutzmasken produziert, Bauern wurden zu Online-Händlern. Möglich ist, dass durch Digitalisierung. Diese bringt einen wahren Gewinn, wenn sie produktiv eingesetzt wird, sei es in Fabriken, Verwaltungen oder Organisationen.
Im letzten Jahr ging der weltweite CO2 Ausstoß erstmals zurück. Wird das nachhaltig sein? Es wird Nachholeffekte geben. Öl-Staaten werden den Treibstoff massiv subventionieren, die Automobilbranche, die alte Autos an den Mann bringen wollen, auch der private Konsum wird kurzfristig überborden. Horx glaubt aber an einen “Change” und dass der Nachholeffekt nur ein kurzes Aufflackern ist.
Horx glaubt, dass die Globalisierung nicht am Ende ist, sondern, dass sie vor einer neuen Phase steht, der GloKALisierung. Ein entscheidender Trend, der in der Corona-Pandemie entstanden ist, ist eine starke Regionalisierung und Lokalisierung. Zukünftige Systeme müssen robuster, flexibler und kreativer sein, damit sie bei Krisen nicht einfach zusammenbrechen.
Für den deutschen Forscher der am Rande von Wien lebt steht eines fest: Am Ende dieser Krise, die durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde, wird der Fortschritt der große Gewinner sein.
Weitere Informationen zu Matthias Horx findest Du auf seiner Website https://www.horx.com
Autor: Matthias Horx
Erscheinungsdatum: 29. Mai 2020
Gebundene Ausgabe : 144 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3430210429
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